JUSTAV

JUSTAV

gemalt von Stefanie Richter

inspiriert durch Gerhart Hauptmann


Die Entstehung & Geschichte des Werkes

gezeigt auf der Ausstellung femmetastic 3 des Kunst für uns e.V.
im Gerhart Hauptmann Museum, März 2022 &
der
KUNST OPEN STAGE der Kulturgießerei Schöneiche, Februar 2023,
sowie im Rathaus Erkner, Juli/August 2023,


Aktuell zu sehen in der Anna-Ditzen-Bibliothek in Neuenhagen (3. Etage),
vom 19. April bis 30. Juli 2024


K.I. LÄSST JUSTAV SPRECHEN

Dit is "Der rote Hahn"

Ps: K.I. kann einfach nicht Berlinerisch sprechen, wie es für Hauptmann's Werke typisch ist.

DER KREATIVE ANLASS | 2021

Hauptmann in Kummersdorf

Zwei kreative Orte seit Jahren verbunden



Kurz nach der Jahrtausendwende war ich mit vielen anderen kreativen Köpfen aus Kummersdorf/Storkow, Erkner und anderen Orten ein Teil von united beats.


Sie veranstalteten Festivals mit elektronischer Musik auf verlassenen Geländen und luden Künstler ein, dort auszustellen, Installationen aus den gefundenen Materialien zu bauen oder live zu zeichnen.


Dieser Geist wurde nun wieder zum Leben erweckt, in gediegenem Rahmen, genauso kunstvoll und gemeinschaftlich orientiert.

Die Feuerwehr Kummersdorf feiert 90. Bestehen


Enrico Graß, damals Kopf der Initiative und heute Ortvorsteher von Kummersdorf, rief mich im Sommer 2021 an.


Durch Corona hielt die Welt den Atem an. viele kulturelle Höhepunkte fielen aus, Künstlern fehlte die Plattform, den Menschen die Unterhaltung und das Miteinander.


Im kleinen Rahmen wollten wir wieder kreativ sein, uns austauschen und die Bürger zusammen bringen. Auch weil das Jubiläum der Feuerwehr anstand.

Vor 120 Jahren schrieb Gerhart Hauptmann "Der rote Hahn"


Ein intensives Telefonat und die Idee war geboren. Ich wollte unbedingt Gerhart Hauptmann als Inspirationsquelle dabei haben und es passte perfekt, dass sein Werk "Der rote Hahn" ebenfalls Jubiläum feiert und sich um eine Brandstiftung dreht.


Ich ahnte bei den spontanen und noch recht oberflächlichen Recherchen noch nicht, wie sehr mich diese Tragik-Komödie als Fortsetzung von "Der Biberpelz" überraschen, gar schockieren, würde.


Dazu mehr im letzten Kapitel.

4 Stunden Zeit zum Malen vor Publikum

Das war der zeitliche Rahmen, der uns Künstlern gesetzt wurde, um live vor Ort ein Werk zu schaffen.


Unter den Augen der Zuschauer malten junge und ältere Künstler*innen gemeinsam und stellten weitere Werke am 1. Kreativen Sonntag im Gemeindehaus Kummersdorf aus:

Making of

Das Werk entsteht

Die Stunden bis ein Werk fertig ist, sagen nichts über die Jahre, die es bis dahin brauchte.


Die 5 Phasen bis zum ersten Pinselstrich

1. Inspiration

Das Werk "Der rote Hahn" - Die Startphase

Es war nicht nur ein Funke, der das Feuer in mir entfachte. Die Glut war noch warm, denn Werke von Hauptmann mit Bezug zu Erkner waren schon einmal meine Inspirationsquelle.


Auf Kaffeetüten der DE'KAFFEE-Rösterei ist bereits Mutter Wolffen aus "Der Biberpelz" mit einer Prise Humor dargestellt. Auch Skizzen zu "Die Ratten" und "Bahnwärter Thiel" gehören dazu und verbinden mich mit meiner langjährigen Heimatstadt und dem Literatur-Nobelpreisträger.


"Der rote Hahn" ist die Fortsetzung, in der Mutter Wolffen ihre opportunistische Art auf die Spitze treibt.

2. Emotion

Was mich besonders berührte - Die Verarbeitungsphase

Sie geht zu weit! War der erste Teil der Komödie noch mit einem Schmunzeln zu lesen, wie Mutter Wolffen ihre Töchter "erzieht", zum Diebstahl animiert und eine Win-Win-Situation mit dem Biberpelz erzielt - allerdings nicht für die gehobene Gesellschaft - so verging mir recht schnell das Lachen beim Lesen des zweiten Teils, zurecht als Tragik-Komödie bezeichnet.


Die gesellschaftliche Situation in der Gründerzeit, die Rollen von Frauen, ihre Einschränkungen, und wie sie Wege finden, damit zurecht zu kommen, anderen eins auszuwischen oder daran zerbrechen. In Büchern und Filmen sind sie mir begegnet und regen mich auf, werden zum Vorbild oder wie hier Quelle der künstlerischen Inspiration.

3. Visualisieren

Hauptmotiv & erzählende Elemente - Die Sammelphase

Ich zeichne am liebsten Portraits und kombiniere diese mit Zitaten, die mich inspirieren, innerlich bewegen, dem Werk gedankliche Tiefe geben.


Wer soll das Hauptmotiv sein? Mutter Wolffen, da sie mich so aus der Fassung brachte?

Welche der einzelnen Geschichten aus dem Werk erzähle ich? Wie kann ich sie darstellen?


Hauptmann's Figuren und Worte in ein eigenes Werk zu übersetzen, fühlt sich sehr besonders an, wenn man so lange in der Stadt lebte, die heute seinen Beinamen trägt.

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4. Konkretisieren

Sicher ist sicher - Die Vorbereitungsphase

4 Stunden Zeit für ein Werk, das mindestens 10 Stunden braucht. Und das auch noch vor Publikum und eine hohe Wahrscheinlichkeit für unvorhersehbare Ablenkung - als Teil der Organisation des 1. Kreativen Sonntags sehr wahrscheinlich.


Bei Auftragsarbeiten für Familienportraits richtete ich mir bereits mehrere Nummern Sicher ein. Ich wollte das Risiko minimieren, dass nicht alles ins Format passt oder die Komposition oder Proportion nicht stimmt. Also erstelle ich vorher eine digitale Collage im Bildformat und ergänze ein Raster, ganz nach Vorbild der alten Meister.

5. Skizzieren

Sicher ist sicher - Die Vorbereitungsphase

Selbst die Bleistiftzeichnung gehört inzwischen wieder zur Routine. Und diese mache ich lieber sehr genau. So kann der Pinselschwung freier sein. Plus digitale Checkliste und rechtzeitig packen - es gab immer noch genug Nervenkitzel vor Ort...


Über die Jahre entwickelte ich eine Kombination aus grauem Karton, Acryl und Pastell, mit der ich meinen lebendigen Zeichenstil entfalten konnte, ohne zu viel Platz, Material und Zeit in Anspruch zu nehmen. Ich konnte mich in Skizzen weiter entwickeln, die sich in den Alltag aus Familie und Beruf integrieren ließen


Erner's Ikone

Die Geschichte

Ein Kuss mit (Trost-)Pflaster

"Na, Mutter, liije man nich so doll"


Die Warnung stammt von Fielitz, dem (neuen) Ehemann von Mutter Wolffen. Stets auf ihr ehrliches, tüchtiges Image bedacht, stellt sie sich in "Der rote Hahn" bewusst kinderlieb dar, während sie nichts Gutes im Sinn hat.


Ein Junge aus der Nachbarschaft, Gustav (gesprochen "Justav"), ist der Leidtragende - sein Vater nicht minder. Sie tröstet beide mit scheinheiligen Argumenten als Nutznießerin hinweg. Sie sind nicht die einzigen Opfer in diesem Trauerspiel.


Mein feministisch angehauchtes, kluges und freches Bild dieser Ikone der Stadt Erkner änderte sich damit nachhaltig.


Der Junge versteckt sich gern auf dem Glockenturm und beobachtet die Spatzen. Und er zündelt hin und wieder, was ihm zum Verhängnis wird.


Er ist nicht der Einzige. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, wo es in Berlin und Umgebung häufiger vorkam, dass ein Haus abbrennt und "Dank" der Versicherung neugebaut wird. Die Feuersozietät hat ihren Ursprung übrigens auch in Brandenburg (Preußen).


Bis 1889 lebte Hauptmann in Erkner. Im gleichen Jahr wurde von Hermann Schindler die Freiwillige Feuerwehr Erkner gegründet. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang zu den um 1900/01 veröffentlichten Werk "Der rote Hahn"?

Eine Geschichte, die mich bewegte und inspirierte, der KUNST-STOFF für ein neues Werk.


Was sind deine Gedanken? Ich freue mich davon zu erfahren.

Schreibe mir gern per E-Mail an me@female-future-portaits.de .

 

Stefanie Richter


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